Lohnt sich LinkedIn für Architektinnen und Architekten?

Ein Gastbeitrag von Geske Houtrouw

Gehört Social-Media für Sie auch zu den „Da-müsste-man-mal-was-machen-Themen“? Im Gespräch über Soziale Medien im beruflichen Kontext fällt immer öfter der Name LinkedIn.

Viele, die noch kein Profil auf der Business-Plattform haben, fragen sich: Lohnt sich das für mich – und für (m)ein Architekturbüro?

Das LinkedIn-Profil der Kommunikationsexpertin Geske Houtrouw (Collage: Internet für Architekten)

Das LinkedIn-Profil der Kommunikationsexpertin Geske Houtrouw (Collage: Internet für Architekten)

Das internationale Business-Netzwerk LinkedIn gehört zu den Sozialen Medien wie Facebook und Instagram. Die Unterschiede sind allerdings deutlich.

Während Sie auf Facebook und Instagram mit ihrem Profil als Privatperson unterwegs sind, präsentieren Sie sich und das (eigene) Büro auf LinkedIn in einem Businesskontext. Instagram ist für Architekturbüros und Architekturschaffende aufgrund der starken visuellen Ausrichtung für die eigene Präsentation dennoch interessant. Aber warum LinkedIn?

Stärken und Grenzen von LinkedIn

LinkedIn ist in den letzten Jahren im deutschsprachigen Raum stark gewachsen. Inzwischen ist auch die Baubranche mit vielen Akteuren hier vertreten – Büros, Baustoffhersteller, Immobilienunternehmen, Verbände, Institutionen und Einzelpersonen.

Wer sich auf LinkedIn anmeldet mit dem Ziel, sofort neue Bauherren und Auftraggeberinnen zu finden, wird jedoch enttäuscht sein. LinkedIn ist ein inhaltsgetriebenes Netzwerk. Die Kombination aus Informationsplattform und Vernetzungs-Tool bietet den entscheidenden Mehrwert.

Passive Nutzende erhalten durch das Lesen anderer Postings relevante Informationen. Gleichzeitig fällt die Pflege und der Ausbau der Businesskontakt auf LinkedIn sehr leicht.

Aktiven Nutzern und Nutzerinnen bietet LinkedIn die Möglichkeit,

  • sich bzw. ihr Unternehmen zu zeigen,
  • Informationen zu teilen und
  • sich zu bestimmten Themen zu positionieren.

Daraus ergeben sich folgende Vorteile:

  • Man erzeugt Aufmerksamkeit,
  • findet Gleichgesinnte, Anregungen sowie Informationen und
  • wird von anderen wahrgenommen.

Dies kann durch eine aktive Netzwerkpflege zusätzlich gesteuert werden. Dann entstehen durchaus Möglichkeiten zum Austausch und zur Auftragsanbahnung.

Dabei tummeln sich auf LinkedIn nicht nur potenzielle Businesskontakte, sondern auch mögliche Arbeitnehmer*innen. Im Bereich Recruiting punktet besonders ein gut gepflegtes und aktives Unternehmensprofil.

Unternehmensseite vs. persönliches Profil

Wenn Sie nun mit dem Gedanken spielen, auf LinkedIn aktiv zu werden, stellt sich vor allem für Leiter*innen kleinerer und mittlerer Architekturbüros die Frage: persönliches Profil oder Unternehmensseite.

Vorab: Um ein Business-Account anzulegen und zu bespielen, müssen Sie auch als Person bei LinkedIn angemeldet sein. Dort müssen Sie jedoch nicht aktiv sein. Wenn Sie davor zurückscheuen, sich aktiv auf LinkedIn zu zeigen, sind Sie in guter Gesellschaft. Nur etwa 5 Prozent der LinkedIn-Nutzer*innen postet selbst, nur ein Drittel interagiert (liked, teilt und kommentiert) auf LinkedIn. Die dreifache gute Nachricht für Sie:

  • Sie können LinkedIn als Informationsplattform und Inspirationsquelle nutzen, ohne selbst aktiv zu werden.
  • Nutzen Sie stattdessen den offiziellen Status eines Unternehmensprofils, um auf LinkedIn aktiv und sichtbar zu sein. Damit erfüllen Sie den Wunsch nach Inspiration und Fachinformation und präsentieren sich potentiellen Arbeitnehmenden.
  • Wenn Sie sich aber entscheiden, zu interagieren und sogar Inhalte zu erstellen, heben Sie sich schnell ab.

Ideal für eine erfolgreiche Kommunikation auf LinkedIn ist ein Unternehmensprofil UND ein persönlicher Account. Warum? Stellen Sie sich das Unternehmensprofil wie ein großes Kreuzfahrtschiff vor, das vor der Küste ankert. Die Menschen nehmen es wahr, wünschen sich vielleicht, einmal mitzufahren und winken vom Ufer aus neugierig hinüber.

Das persönliche Profil ist wie eine wendige Motorjacht, die hier und da anlegen, Menschen einsammeln und evtl. zum Kreuzfahrtschiff bringen kann. Der Kapitän oder die Kapitänin knüpft bei jedem Anlegen Kontakte, erzählt vielleicht, was so los ist auf dem großen Schiff und stellt eine emotionale Beziehung her.

Im Wechselspiel mit einem Unternehmensprofil können Sie beispielsweise Postings des Unternehmens teilen und so deren Reichweite steigern. Im besten Fall werden Sie zu einem Corporate Influencer – einer Person, die für das Unternehmen steht und dessen Kommunikation durch eine persönliche Note bereichert.

Was soll ich denn da erzählen? – Auf LinkedIn posten

Egal, ob Unternehmens- oder persönliches Profil stellt sich die Frage nach den Inhalten für die Postings. Wie vor jeder Kommunikationsmaßnahme stehen auch bei einem LinkedIn-Profil die klassischen zwei Fragen am Anfang:

  • Wer soll erreicht werden – und welche Informationen sind für diese Zielgruppe(n) interessant?
  • Welche Botschaft soll vermittelt werden?

Die Schnittmenge aus Interessen Ihrer Zielgruppe und eigenen Themen bildet den Rahmen für die Kommunikation. Dabei sollten Sie beachten, nicht nur Nabelschau zu betreiben (mein Projekt, mein Wettbewerbsgewinn, mein Preis), sondern versuchen, immer einen Mehrwert für die Lesenden zu bieten.

  • Was war die Herausforderung bei dem Projekt und wie wurde sie gelöst?
  • Welche Entwurfsidee steht hinter dem Entwurf und wie wurde sie umgesetzt?
  • Beim gewonnenen Award dürfen Sie sich aber auch einfach mal feiern lassen. 😊

News aus dem Büro machen das Unternehmensprofil nahbarer. Mit einem persönlichen Account sind Sie etwa freier. Grundsätzlich bieten Postings zu besuchten Veranstaltungen / gelesenen Artikeln / gehörten Vorträgen / gemachten Reisen und – wichtig – den dabei gesammelten Anregungen und Informationen einen Mehrwert.

LinkedIn-Postings dürfen dabei ruhig auch mal länger sein. Eine Länge zwischen 1.800 und 2.000 Zeichen gilt als ideal – wobei nur die ersten 200 Zeichen in der Timeline angezeigt werden. Hier gilt es das Interesse zu wecken, sodass der Mehr-Button geklickt wird. Mit Smileys und Co sollten Sie hingegen etwas zurückhaltend sein. Bilder oder ein Video machen den Post als einen von vielen in der Timeline interessant.

Und wer wird es lesen? – Netzwerk aufbauen und pflegen

Das beste Posting nützt nichts, wenn es keiner liest. Wenn Sie mit einem persönlichen Account auf LinkedIn starten, sollten Sie sich aktiv ein Netzwerk aufbauen. Dabei fangen Sie am besten bei Ihren realen Kontakten an – Kolleg*innen in- und außerhalb des Büros, Freund*innen, Menschen aus ihrem beruflichen Netzwerk etc. Zwei Sachen sind dabei wichtig:

  1. Senden Sie möglichst eine kleine Nachricht mit der Kontaktanfrage: Hallo XY, ich bin jetzt auch auf LinkedIn und würde mich freuen, wenn wir uns hier vernetzen (oder so ähnlich). Scheuen Sie sich nicht, auch fremden Menschen eine Kontaktanfrage zu senden, wenn der oder diejenige Ihr Interesse weckt.
  2. Ziehen Sie das „Vernetzen“ dem „Folgen“ vor, denn dann ist der Kontakt wechselseitig. Wenn Ihnen die Option „Folgen“ angeboten wird, finden Sie häufig hinter den drei kleinen Punkten etwas weiter rechts die Option, sich zu vernetzen.

Natürlich können Sie Vorbildern und für sie interessanten Unternehmen auch folgen. Dadurch erhalten Sie vielfältige Informationen und Inspirationen in Ihrem Feed. Wenn Sie zusätzlich auf die Glocke unter dem Header-Bild klicken, verpassen Sie zukünftig keinen Beitrag.

Unternehmensprofile haben weniger Möglichkeiten, die Kontakte zu pflegen. Über bezahlte Anzeigen kann eine vorher definierte Zielgruppe angesprochen werden. Dabei wird die Anzeige auch Menschen angezeigt, die bisher keinen Kontakt zu dem Büro hatten. Diese Reichweite wird „bezahlte“ Reichweite genannt – im Gegensatz zur „organischen“ Reichweite, die über das Teilen, Liken und Kommentieren entsteht. Außerdem können Sie über Ihr privates Profil Menschen aus ihrem Netzwerk einladen, dem Unternehmensprofil zu folgen.

Fazit

LinkedIn lohnt sich – für Architekturschaffende, aber auch für kleine und mittlere Architekturbüros. Mit einem Profilfoto und ein paar Angaben zum Lebenslauf können Sie sich in wenigen Schritten ein Profil anlegen, sich vernetzen und interessanten Profilen folgen. So erhalten Sie Impulse zu Ihren Interessensgebieten.

Wer mit der Zeit – oder auch direkt – merkt, dass die passive Rolle zu wenig ist, hebt sich mit informativen Postings und Kommentaren schnell von der Masse ab. Vielleicht ist dafür etwas Übung notwendig, bis das Posten Teil der Arbeitsroutine geworden ist. Keine Angst: Jedes Posting kann im Nachhinein bearbeitet oder sogar gelöscht werden. Ausprobieren und Dazulernen ist erlaubt. Viel Spaß dabei.

Über die Autorin

Expertin für Architekturkommunikation: Geske Houtrouw (Foto: Elke Schmidt)

Geske Houtrouw (Foto: Elke Schmidt)

Die Diplom-Ingenieurin Geske Houtrouw ist seit 20 Jahren in der Architekturkommunikation für die Baubranche tätig. Als Redakteurin und Texterin liegt ihr Tätigkeitsschwerpunkt im Content-Marketing.

Sie ist Expertin für den Aufbau und die Pflege von LinkedIn-Profilen. Als solche berät sie Büros, Unternehmen und Verbände und betreut deren Accounts. Im Rahmen des Studiengangs Architektur Media Management gibt sie als Dozentin ihr Wissen an zukünftige Kommunikationsexpert*innen weiter.

Kontakt

Website: talk-kommunikation.de
LinkedIn: linkedin.com/in/geske-houtrouw-87396b195/

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