Smart Data, generative KI, autarke Baustellen: Die Zukunftsthesen von Drees & Sommer

Das Innovation Center von des Planungs- und Beratungsunternehmens Drees & Sommer hat eine neue Ausgabe seiner Zukunftsthesen für die Bau- und Immobilienwirtschaft veröffentlicht.

Ausgangspunkt ist die Frage, wie unsere Welt in zehn Jahren aussehen wird – und welche Technologietrends und Zukunftsszenarien sich durchsetzen werden.

Smart Data, generative KI, autarke Baustellen und vieles mehr: Die zehn Zukunftsthesen von Drees & Sommer (Abbildung: Drees & Sommer)

Smart Data, generative KI, autarke Baustellen und vieles mehr: Die zehn Zukunftsthesen von Drees & Sommer (Abbildung: Drees & Sommer)

Das Bauwesen steht aus Sicht der Autor:innen vor der Aufgabe, diese Entwicklungen nicht nur zu beobachten, sondern auch aktiv voranzutreiben.

Die aktuelle Dynamik, insbesondere durch die Potenziale der künstlichen Intelligenz, wird als revolutionär angesehen, vergleichbar mit der Erfindung der Dampfmaschine oder der Elektrifizierung.

Diese Entwicklungen bieten sowohl disruptive Potenziale als auch Chancen. Unternehmen, die diese Chancen nutzen, können ihr Marktpotenzial erweitern, während diejenigen, die zögern, Gefahr laufen, zurückgelassen zu werden.

Das Update 2023 der “Zukunftsthesen” berücksichtigt neue Trends und beschreibt mögliche Szenarien für die Branche von Planenden und Betreiber:innen von Immobilien. Nachhaltigkeit bleibt ein zentrales Thema, ebenso wie eine ganzheitliche Betrachtung von Städten, Infrastrukturen und Technologien, bei denen der Mensch im Mittelpunkt stehen soll.

Einige Thesen habe ich mir genauer angesehen und fasse sie weiter unten zusammen:

  • Open-Source-Building-Kataster & Smart Data (These 05)
  • den Einsatz von künstlicher Intelligenz und Modularisierung (These 06)
  • und das Szenario der autarken Baustellen (These 07)

These 05: “Open Source Gebäudekataster & Smart Data

Gemäß der These 05 von Drees & Sommer werden in zehn Jahren digitale Open-Source-Building-Kataster, also frei verfügbare digitale Akten mit Gebäudedaten, als „Single Source of Truth“ gelten. Diese Daten werden kontinuierlich in einer „Real Estate Cloud“ organisiert, so dass sie jederzeit aktuell abrufbar sind.

Zu diesen Daten gehören Informationen über Größe, Lage, Nutzung, Grundbucheinträge und Grundsteuer einer Immobilie, aber auch Daten zu Due Diligence, Gebäudezustand, Instandhaltungsmaßnahmen, Verbrauch und Mieteinnahmen.

Die Blockchain-Technologie bildet die Grundlage für diese Entwicklung, da sie eine sichere Datenverfügbarkeit und Kommunikation über sichere Schnittstellen ermöglicht.

These 05: "Open Source Gebäudekataster & Smart Data (Abbildungen: Drees & Sommer)

These 05: “Open Source Gebäudekataster & Smart Data (Abbildungen: Drees & Sommer)

Ein konkretes Anwendungsbeispiel für die kreislauffähige Gebäudeplanung ist das von EPEA – Part of Drees & Sommer und der Werkbank IT GmbH entwickelte Plug-In BIM & More.

Dieses Plug-In verbindet die Prinzipien der Kreislaufwirtschaft mit der Ökobilanzierung. Bauprodukte von Herstellern werden mit allen relevanten Nachhaltigkeitsinformationen in die Planung integriert, so dass Gebäude direkt auf die Kundenbedürfnisse zugeschnitten werden können.

Ein weiteres Beispiel ist die Plattform des gemeinnützigen Vereins “Madaster“. Hier können Eigentümer und Verwalter von Immobilien und Infrastrukturen jederzeit einen webbasierten Materialpass ihrer Gebäude und aller bei ihnen registrierten Materialien und Produkte erstellen lassen.

Der Madaster-Materialpass gibt Einblick in die Sachwerte der registrierten Immobilien und zeigt den aktuellen Rohstoff-Restwert der Gebäude. Drees & Sommer hat 2020 in der Schweiz eine Partnerschaft mit Madaster gestartet, um die Kreislaufwirtschaft in der Schweiz weiter voranzutreiben und die Idee “Gebäude als Rohstofflager” zu stärken.

Die Integration dieser Anwendungen zeigt aus Sicht der Autor:innen , wie wichtig es ist, Datensilos aufzubrechen und die Zusammenarbeit verschiedener Akteure zu fördern.

KI-gesteuerte Modularität: Der Weg zur sofortigen Gebäudevisualisierung?

Die These 06 “Click and Deliver” beschreibt einen Durchbruch in der Gebäudeplanung. Durch den Einsatz von künstlicher Intelligenz, Modularisierung und Drag & Drop soll es in Zukunft möglich sein, Gebäude noch am Tag ihrer automatisierten Planung virtuell zu nutzen.

Ein im Dokument beschriebenes Szenario sieht wie folgt aus: Ein Bauherr und ein Architekt besprechen die Anforderungen an ein neues Gebäude. Nach nur 30 Minuten Gespräch unterbricht eine KI die Diskussion und lädt beide ein, das neu geplante Gebäude mit einer VR-Brille virtuell zu betreten. Nach weiteren 30 Minuten ist die Planung abgeschlossen und kann auf dem Markt ausgeschrieben werden.

KI-gesteuerte Modularität: Der Weg zur sofortigen Gebäudevisualisierung? Die These 06 "Click and Deliver" (Abbildung: Drees & Sommer)

KI-gesteuerte Modularität: Der Weg zur sofortigen Gebäudevisualisierung? Die These 06 “Click and Deliver” (Abbildung: Drees & Sommer)

Ein praktisches Beispiel für diese Vision ist die Plattformv.create“. Mit ihr können (schon heute) Büroflächen in wenigen Minuten konfiguriert und anschließend live erlebt werden, was den Vermietungsprozess beschleunigt.

Ein weiteres Beispiel ist “Blue Modularity” von Drees & Sommer, das sich mit den Potenzialen des modularen Bauens beschäftigt. Dahinter steht die Vision, dass Gebäude in Zukunft wie moderne Produkte geplant, konstruiert und produziert werden. Dabei werden Gebäude nicht von der Stange geliefert, sondern architektonisch individuell geplant, wobei die Vorteile der industriellen Fertigung wie Effizienz und Kostenersparnis genutzt werden.

Drees & Sommer betont die Bedeutung von Gebäuden als effiziente, maßgeschneiderte und kreislauffähige Produkte. Der Ansatz dabei: Die Gebäude der Zukunft sollen nicht nur funktional und ästhetisch ansprechend, sondern auch nachhaltig und ressourcenschonend sein.

Roboter, KI und 5G: Die Baustelle von morgen wird autonom

These 07 “Die autarke Baustelle” prognostiziert, dass in Zukunft immer mehr offsite, also außerhalb der eigentlichen Baustelle, produziert wird. Roboter werden zum Standard auf Baustellen und ihr Einsatz wird bereits in der Planungsphase berücksichtigt. Die Vision ist die autonome bzw. autarke Baustelle, die sich selbst steuert und fernüberwacht wird.

Einige zentrale Aspekte dieser autonomen Baustelle:

  • Roboter und autonome Maschinen: Auf autonomen Baustellen werden Roboter und Maschinen eingesetzt, um verschiedene Aufgaben auszuführen. Dies können zum Beispiel selbstfahrende Bagger, Kräne, Betonmischer oder Drohnen sein. Diese Maschinen sind mit Sensoren, GPS-Technologie und künstlicher Intelligenz ausgestattet, um ihre Umgebung wahrzunehmen, Hindernisse zu erkennen und Aufgaben selbstständig zu erledigen.
  • Baustellenüberwachung: Durch den Einsatz von Kameras, Sensoren und anderen Überwachungstechnologien werden Baustellen autonom überwacht. Diese Systeme können beispielsweise den Baufortschritt erfassen, den Zustand von Maschinen überwachen oder potenzielle Sicherheitsrisiken erkennen.
  • Datenanalyse und künstliche Intelligenz: Autonome Baustellen nutzen fortgeschrittene Datenanalysemethoden und künstliche Intelligenz, um Informationen zu verarbeiten und fundierte Entscheidungen zu treffen. Dies kann die Optimierung von Arbeitsabläufen, die Vorhersage des Baustellenbedarfs oder die Analyse von Bauqualität und -standards umfassen.
  • Kommunikation und Koordination: Autonome Baustellen sind auf eine effiziente Kommunikation und Koordination zwischen den verschiedenen Maschinen und Robotern angewiesen. Dazu können drahtlose Kommunikationstechnologien wie 5G oder spezielle Netzwerke eingesetzt werden, um einen reibungslosen Informationsfluss und eine effiziente Zusammenarbeit zu gewährleisten.

Die Vision hinter dieser These ist, dass Baustellen in Zukunft nicht nur effizienter und produktiver, sondern auch sicherer werden. Menschen als Arbeitskräfte auf der Baustelle werden dabei durch Maschinen und Roboter ersetzt oder zumindest unterstützt.

Die Zukunftsthesen zum Download

Die oben besprochenen Punkte stellen nur einen (zugegeben: subjektiven 😃) Ausschnitt aus den von Drees & Sommer zusammengestellten Thesen dar.

Das lesenswerte, 21-seitige Dokument kann auf der Website von Drees & Sommer kostenfrei heruntergeladen werden.

 

 

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