Ein Interview von Kristin Kerstein (Architektenkammer Bremen) mit Eric Sturm
Die letzten Monate haben in vielen gesellschaftlichen Bereichen zu einem Innovationsschub in Richtung Digitalisierung geführt. Während manche Neuerungen erst gelernt werden mussten, wie die Abstimmung per Videokonferenz, sind andere digitale Instrumente wie die eigene Website schon längst eingeführt.
Die weitgehende Umstellung auf digitale Kommunikationswege lenkt den Fokus nun auch verstärkt auf die Selbstdarstellung der Planungsbüros im Netz. Aktuelle Projekte wollen eingepflegt sein, und die Gestaltung sollte zum Büro passen.
Im folgenden Interview gibt Eric Sturm aktuelle Tipps, die er bei einem Online-Seminar der Architektenkammer Bremen am 13. August 2020 weiter erläutern wird.
Kristin Kerstein: Homeoffice, Videokonferenzen, Webinare: Die Corona-Krise hat plötzlich viele Kommunikationswege in neues Licht gerückt. Wie können Planungsbüros diese Entwicklung für die Zukunft nutzen?
Eric Sturm: Indem sie jetzt eine Strategie für die Digitalisierung des eigenen Büros entwickleln und konsequent umsetzen. Wer seine interne und externe Kommunikation den neuen Gegebenheiten anpasst, wird auch langfristig davon profitieren, sprich: Zeit und Geld sparen, schneller und agiler sein.
Welche aktuellen Trends und technischen Neuerungen sollten Planungsbüros auf keinen Fall verpassen?
Die Medien der externen Bürokommunikation, also die eigene Website, Social Media und Pressearbeit, sind ja schon alte Bekannte. Aber bei den neuen Möglichkeiten der internen digitalen und dezentralen Zusammenarbeit (Fachbegriff: “Remote Work”) sehe ich für viele Büros noch große Potenziale, siehe Frage eins. Flexibel, dezentral und digital arbeitsfähig zu sein, ist ein Wettbewerbsvorteil, zu jeder Zeit. Das fängt bei der Zeiterfassung via App an, geht über die Nutzung von Büro-internen Chat-Tools bis hin zur agilen Projektplanung.
Bei vielen kleinen und mittleren Planungsbüros steht die regelmäßige Aktualisierung der Website aus Zeitgründen weit hinten auf der To Do-Liste. Was raten Sie?
Eine inhaltlich veraltete Website macht auf Aussenstehende einen extrem schlechten Eindruck, darüber sind sich viele Büros nicht bewusst. Darum sollte man sich die Pflege so einfach wie möglich machen. Ich kenne Büros, da müssen die Mitarbeiter direkt am HTML-Code herumwerkeln, das macht natürlich keinen Spaß und ist fehleranfällig. Das Content Management System, mit dem die Inhalte bearbeitet werden, muss bequemes Arbeiten erlauben, z. B. mit Vorlagen für Projekte, die man über einen sog. “Page Builder” leicht anlegen kann.
Noch ein Tipp: Weniger ist mehr! Eine News kann auch mal aus einem aktuellen Baustellenfoto plus ein paar Zeilen Text bestehen. Ein Projekt kann ich auch mit drei (eigenen) Fotos, ein paar Projektdaten und etwas Text vorstellen. Es muss nicht immer alles super-perfekt sein wie bei den “Drei-Buchstaben-Büros” mit großem Fotografen-Budget und spezialisierten Mitarbeitern.
Social Media erscheint vielen Planungsbüros mühsam und wenig effektiv. Wie lässt sich Social Media sinnvoll nutzen?
Mühsam und ineffektiv wird es meistens dann, wenn man keine klare Strategie hat. Jedes Büro sollte z. B. auf der inhaltlichen Ebene für sich definieren, welche Kommunikationsziele und welche Zielgruppen es erreichen möchte und auf welchen Plattformen. Und auf der technischen Ebene gibt es eine Menge Tools, die die regelmäßige Social Media-Arbeit extrem beschleunigen: Das Veröffentlichen auf mehreren Plattformen kann automatisiert erfolgen oder die Website direkt an LinkedIn, Twitter & Co. angebunden werden.
Architektur online zum Leben erwecken: Wie lassen sich Bauten am besten in Szene setzen?
Mit lebendigen Eindrücken aus Texten, Zeichnungen und Fotos in den verschiedenen Online-Medien kann man schon sehr viel von den eigenen Projekten vermitteln. Der Königsweg dafür ist natürlich das bewegte Bild. Das lässt sich am besten mit Hilfe eines spezialisierten Dienstleisters machen. Nachteil: Die Kosten sind vierstellig.
Das muss aber nicht immer so sein: Mit einem meiner Kunden in Süddeutschland haben ich ein Kurzfilm-Konzept entwickelt, dass das Büro dann Inhouse mit einem jungen, sehr talentierten Mitarbeiter selbst umgesetzt hat. Die Tools und die Plattformen sind alle vorhanden, wir müssen sie nur kreativ und mutig nutzen!
Dieses Interview erschien zuerst in der Regionalausgabe Bremen des Deutschen Architektenblattes (Juli 2020). Die insgesamt siebenseitige PDF-Version der Regionalausagbe können Sie hier herunterladen.
Aktuelle Webinare, Online-Seminare und Livestreams
« Zurück zum Webinar-Kalender
Wichtige Hinweise: Die Vollständigkeit und Richtigkeit der hier aufgeführten Daten können wir leider nicht garantieren. Bitte überprüfen Sie alle Angaben immer auf den Seiten der jeweiligen Anbieter. Und: „Internet für Architekten“ ist NICHT der Veranstalter der hier genannten Webinare. Wir weisen hier lediglich auf diese Veranstaltungen hin.