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Über diesen Podcast
„Hausbesuch – wer steckt hinter Berlins und Brandenburgs Baukunst?“
Mit dem einhundertjährigen Gründungsjubiläum des Bauhauses wurde der Öffentlichkeit die Architektur der Moderne in Erinnerung gerufen wie nie zuvor. Namen, wie Bruno und Max Taut, Peter Behrens, Erich Mendelsohn, Hans Poelzig, Walter Gropius, Hans Scharoun, Mies van der Rohe, Heinrich Tessenow und Hermann Muthesius sind zweifelsohne mit den Strömungen des Neuen Bauens, der Architektur der Moderne oder der Neuen Sachlichkeit verknüpft.
Doch maßgebliche Entwicklungen in Kunst und Kultur entstanden und entstehen auch heute nicht von einem auf den anderen Tag aus dem Nichts heraus. Es gab und gibt immer Vorboten der Entwicklung, der Strömung. Auch die oben erwähnten Architekten waren nicht ohne eine Entwicklung Teil der neuen Strömung. Sie machten eine Ausbildung, absolvierten eine Lehre, wurden durch Vorbilder geprägt und besuchten Länder und ihre Bauten, die sie inspirierten.
Inzwischen bin ich seit nahezu als dreißig Jahren in Berlin ansässig. In all den Jahren führten mich meine Wege durch die Stadt per Bahn, Tram, Fahrrad, Auto und auch zu Fuß. Teils waren es Touren in Hast und Eile auf dem Weg zu einem Termin oder einer Veranstaltung. Teils waren es geruhsame Gänge durch die Innenstadt und die umliegenden Kieze. Oft passierte ich dabei Häuser, Bauanlagen, Gebäudeensembles, die mir angenehm ins Auge fielen. So passierte ich Wohnungsanlagen, die mehr als fünfzig oder einhundert Jahre vor meiner Ankunft in Berlin gebaut wurden, ließ Fabrikgebäude links oder rechts liegen, die den Krieg überstanden hatten und stieg in viele Bahnhöfe und öffentliche Verkehrsanlagen ein und aus, deren Erbauer mir unbekannt waren.
Viele der grauen Häuser, die mit Auslauf des 20. Jahrhunderts noch unsaniert und vergessen Teil der Stadt waren, empfand ich als schön und wohl proportioniert. Doch wer hatte sie erbaut? Die Namen der benannten und berühmten Architekten der Moderne waren und sind allgegenwärtig. Doch wer plante und erbaute all die anderen steinernen Meisterwerke, die noch heute die Stadt prägen? Was für Typen waren das? Waren Sie groß, klein, dick, dünn, fröhlich, beschwingt, ernst, traurig, locker, einfühlsam, Zukunftsgewand, gesellig, einsam, sozial, patriarchalisch, familienfreundlich, kinderlieb, kinderlos, verheiratet, verliebt, verwitwet, politisch, unpolitisch, reisend, häuslich, stetig, wandelbar …?
Nicht unbedeutend ist die Rolle des sozialen Umfelds, in dem die Architekten geboren, ausgebildet, familiär verbunden waren. Die meisten der Baumeister waren verheiratet, hatten Lebenspartner und Kinder an ihrer Seite. Von ihnen ist in den Publikationen bis heute selten oder nur wenig zu lesen. Und doch spielten diese Lebens- und Liebesbeziehungen eine große Rolle. Architekten leben, trotz vielen Engagements nicht nur auf der Baustelle und am Schreibtisch. Am Frühstückstisch, im Garten, beim Kochen, mit den Kindern werden Gespräche fortgesetzt, Entwürfe besprochen, Konzepte entwickelt. All dies, ohne daran zu denken, ob es sich jetzt um eine Arbeit als Architekt, Bildhauer, Keramiker oder Porzellanentwickler handelt und wann und wie die Arbeit vergütet, abgerechnet oder belegt wird. All dies sind ineinander übergehende Prozesse, die sich ergänzen, befruchten. Deshalb ist es mir wichtig, die Namen der Partner:innen, die wir belegen können, aufzuführen und – wenn möglich – mehr zu sagen, als nur den Namen zu nennen. Das ist nicht immer einfach, da viele Informationen noch in den Tiefen der Archive liegen oder in privaten Sammlungen vorgehalten sind oder gar noch nicht aufgetaucht oder verloren sind.
Viele dieser Schöpfer waren zu Lebzeiten über Berlin hinaus bekannt, lehrten an Universitäten und legten den Grundstein der Ausbildung für diejenigen, die sich Jahre später mit Moderner Architektur einen Namen machten. Viele Bauten sind meisterliche Entwürfe und befinden sich versteckt in Berlin und Umgebung. Es ist Zeit ihren Schöpfern eine Stimme zu geben, sie aus der Vergessenheit hervorzuholen und zu zeigen, dass auch sie im Rahmen ihrer Zeit ihrer Berufung meisterlich nachgegangen sind. Wer weiß, wie spätere Generationen über Neubauten urteilen, die heute die Baulücken der Stadt füllen.
Quelle: Edition Eichhorn
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