Im Google-Index haben sich massenhaft „Website-Klone“ breitgemacht: Betroffen sind bzw. waren u.a. die Deutsche Bundesstiftung Umwelt (DBU) sowie diverse Baufachtitel, mindestens drei Architektenkammern, die Hochschule für Technik Stuttgart, aber auch OBI und Neckermann.
Über den kuriosen Fund informierte Alfons Oebbeke, Betreiber des Portals baulinks.de, auf dem diesjährigen Jahrestreffen des Arbeitskreises Baufachpresse in Wien seine Kollegen. Oebbeke war im April 2017 selbst betroffen. Auf ilenaa.ga waren alle Inhalte des Bauportals 14 Tage lang online. Die Auswirkungen im Google-Index sind auch im Herbst 2017 noch zu spüren, obwohl der Klon seit April offline ist.
Website-Inhalte deutscher Fachmedien werden auf exotische Domains kopiert
Die ga-, gq-, cf- oder tk-Klone holen sich die Inhalte in einer ersten Phase „on-the-fly“ von der betroffenen Seite und speichern sie auch von Fall zu Fall zwischen. Des Weiteren wird der Original-Inhalt auf dem Weg zum Client/Browser durch Phrasen wie „free south korea dating site“, „Christ sucht Partner“, „Frauen suchen junge Männer“, ergänzt. Dabei wird auch die komplette Nomenklatur der Original-Site vereinnahmt. So wird beispielsweise aus www.baulinks.de/bau/mauerwerk.php der Klon www.ilenaa.ga/bau/mauerwerk.php.
Übernommene Website-Inhalte werden grob verfälscht
„Besonders tückisch: Die geklonten Seiten tauchen innerhalb kurzer Zeit in den Google-Suchergebnissen vor den entsprechenden Original-Seiten auf. Es kann auch passieren, dass die geklonten Seiten die Originale vollständig in den Suchergebnissen ersetzen“ sagt Fachjournalist Oebbeke. Hat sich eine geklonte Seite im Suchmaschinen-Index bei Google etabliert, startet Klon-Phase Zwei: Beim Aufruf der geklonten Seiten werden nicht mehr die veränderten Inhalte angezeigt, sondern wird auf pornografische Seiten verlinkt.
Regelmäßige Recherche kann vor Duplikaten der eigenen Website schützen
Aus eigener Erfahrung rät Oebbeke, regelmäßig nach typischen Phrasen für die eigene Webseite zu googeln oder dafür automatisierte Dienste wie Google-Alerts zu nutzen. Wie der Baufachjournalist in Wien berichtete, stieß er aber im Verlauf seiner Recherche auf weitere Klone. Bei der Suche nach Begriffen wie „„Frauen suchen junge Männer“ Energieeinsparverordnung“ stellte er fest: „Die Google-Suche mit Begriffen dieser Art ergaben auf den ersten Ergebnis-Seiten der Google-Suche Klone im zweistelligen Bereich.“
Ein präventiver Schutz vor Klonen ist derzeit wohl nicht möglich, da selbst Websites, die nach dem https-Protokoll übertragen, geklont werden können. Wenn die eigene Website betroffen ist, sollte direkt die Verbindung zum Klon gekappt werden. Dazu muss man prüfen, über welche IP-Adresse der Klon das Original anzapft. Diese Adresse muss dann auf Server-Ebene gesperrt werden.
Betroffene sollten den Missbrauch an Hosting-Anbieter, Registrierungsstellen bzw. Google melden
Sollte der Klon die angezapften Inhalte selber zwischenspeichern, muss man über die IP-Adresse und mittels eines whois-Dienstes in Erfahrung bringen, wer den Betrieb des klonenden Servers bzw. die DNS-Einträge technisch verantwortet (whois.com). Webhosting-Anbieter sowie Registrierungsstellen bieten oft auf ihren Websites die Möglichkeit, Missbrauch per Formular oder E-Mail unter dem Stichwort „abuse“ zu melden.
In Fällen von Klon-Domains mit den Top-Level-Domains (ccTLD) ga, gq, cf und tk können Mails an [email protected] und [email protected] helfen. Darüber hinaus sollte Google aufgefordert werden, den Klon mit allen Seiten aus dem Suchindex zu entfernen.
Ulrike Trampe, frisch gewählte Vorsitzende des Arbeitskreis Baufachpresse e.V. und Chefredakteurin von „Die Wohnungswirtschaft“, will im Rahmen des Journalistennetzwerks für dieses Problem verstärkt sensibilisieren. Neue Erkenntnisse dazu werden laufend aktualsiert auf bau.st/klone veröffentlicht.
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